Semerkand auf Deutsch Magazine - Februar 2025

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Werte Leserschaft,
der Mensch möchte sich mitteilen, gehört werden, was gelten und sich selbst darstellen. Er möchte schwadronieren, diskutieren, kritisieren, missionieren und dominieren. Er möchte sich rächen und seinem Neid und seiner Wut freien Lauf lassen. Wo könnte man all dies besser tun als in den sozialen Medien, wo es dort doch weder eine soziale Kontrolle noch Sanktionen für ein eventuelles Fehlverhalten gibt. Und wenn man will kann man dort sogar seine wahre Identität verschleiern und von jedermann unerkannt sein Unwesen treiben. Natürlich haben die sozialen Medien auch ihre guten Seiten. Man kann mit weitentfernt lebenden Verwandten und Freunden Kontakt halten, sich an den Frei- und Festtagen gegenseitig beglückwünschen und allerlei interessante Informationen austauschen. Doch meist bleibt es nicht dabei. Zu verlockend ist es, das gängige Spiel in den sozialen Medien mitzuspielen. Hier eine kleine Selbstdarstellung, dort eine versteckte Anspielung. Hier eine kleine Selbstbeweihräucherung, dort ein giftiger Kommentar. Und nicht zuletzt bieten die sozialen Medien die Möglichkeit, zu einer kleinen und allseits bewunderten Berühmtheit zu werden. Was der Islam zu allen Arten des Neids, der Missgunst, der Verleumdung, der Nachrede und all den artverwandten schlechten Verhaltensweisen sagt, wissen wir. Aber wie hält er es mit der – auf den ersten Blick – doch so harmlosen Beschäftigung mit der eigenen Imagepflege in den sozialen Medien? Im besten Falle ist dies eine Form der getadelten Zeitverschwendung. Doch nicht selten überschreitet man dabei auch die Grenzen des Erlaubten. Dann nämlich, wenn man im Kampf um Likes und Follower damit beginnt, sich besser darzustellen als man eigentlich ist.